Mit Herz und Hund by Winter Carolina

Mit Herz und Hund by Winter Carolina

Autor:Winter, Carolina [Winter, Carolina]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-0382-7
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2015-01-13T05:00:00+00:00


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Eine Stunde später traf Doktor Breuck auf Schloss Weydlitz ein. Emilia war erst skeptisch gewesen, aber Alexander hatte ihr versichert, dass der Doktor über gute chemische Kenntnisse verfügte.

Ungläubig nahm der Arzt nun Alexanders Worte zur Kenntnis. Emilia hatte den jungen Grafen gebeten, ihre These als seine eigene auszugeben, um ihre Anonymität als Ermittlerin zu wahren. Nach anfänglichem Zögern erklärte Doktor Breuck sich bereit, dem Verdacht auf den Grund zu gehen. Er presste sich ein feuchtes Taschentuch auf Nase und Mund, betrat das Zimmer, öffnete die Fenster und unterzog die Tapete einer gründlichen Musterung. Die Feuchtigkeit der Wände war an mehreren Stellen mit bloßem Auge erkennbar. Mit einem scharfen Messer entfernte Breuck hinter der Tür des Raumes mehrere Quadratzentimeter der feuchten Tapete, verließ damit den Raum, schnitt sie auf der Veranda unter freiem Himmel in winzige Rechtecke und weichte sie in Salmiakgeist ein, den er sich von der Haushälterin hatte bringen lassen. Dabei entstand zu Emilias Verwunderung keine grüne, sondern eine leuchtendblaue Flüssigkeit.

Der Arzt ließ einige Tropfen davon auf weißes Papier fallen. »Jetzt heißt es warten«, erklärte er. »Bleibt nach dem Verdunsten der Flüssigkeit ein hellblauer Fleck auf dem Papier, so handelt es sich bei der Farbe um eine giftfreie Substanz. Das Vorhandensein von Arsenik erkennt man an einem schmutzig gelbgrünen Rückstand.«

Als sich der kleine blaue Kreis auf dem Papier nach einer Weile gelblich verfärbte, gratulierte der Arzt Alexander zu seinem Scharfsinn. Der junge Graf warf ihr einen unauffälligen Blick zu, den Emilia geflissentlich ignorierte.

Doktor Breuck untersuchte daraufhin auch Fasern der grünen Teppiche, und auch hier stellte sich heraus, dass sie eindeutig eine große Menge an giftigem Arsen enthielten.

Am Ende seiner Untersuchungen schloss der Arzt höchstpersönlich die Fenster des Arbeitszimmers, versperrte die Tür und gab dem Personal Anweisungen. Niemand solle das Zimmer betreten, solange es nicht von Fachleuten unter hohen Sicherheitsvorkehrungen renoviert und gereinigt worden sei. »Müsste man nicht die Polizei rufen?«, wollte Alexander wissen.

»Nach meiner Kenntnis der Rechtslage ist das nicht erforderlich«, überlegte Emilia. »Ihre Mutter lebt nicht mehr, man kann sie nicht mehr zur Verantwortung ziehen. Und selbst wenn sie Helfer und Mitwisser gehabt hätte, könnte man ihnen nichts anhaben. Die Verwendung von Schweinfurter Grün ist in Sachsen noch immer nicht verboten, obwohl Fachleute längst um die Gefahren wissen.«

»Und wenn ich einer der Mitwisser meiner Mutter gewesen wäre?«, fragte Alexander und sah Emilia mit aufmerksamem Blick an.

»Dann hätten Sie mich nicht gerufen«, gab sie schnippisch zurück. »Sie mussten ja davon ausgehen, dass ich einen so einfachen Fall innerhalb kürzester Zeit lösen und Ihren Vater retten würde. Nein, verdächtig wären Sie nur bei einem komplizierteren Sachverhalt oder wenn Ihr Vater bereits unrettbar verloren wäre. Aber so ist es nicht, er wird vermutlich genesen.«

Das zumindest hatte Doktor Breuck versichert. Er war bereits zu seinem Patienten geeilt, um Haar- und Fingernagelproben auf Arsenbelastung zu untersuchen. Zuvor hatte er Alexander angewiesen, sofort den Gutsverwalter zu rufen, um ihn genau zu instruieren, wie die Renovierungsarbeiten organisiert werden sollten. Emilia wusste, dass Alexander ihr gern gedankt hätte, aber in diesem Moment wurden sie schon wieder von einem aufgeregten Diener unterbrochen.



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